Die Energiewende in Deutschland soll möglichst schnell erfolgen. Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen. Durch den Krieg in der Ukraine ist der Druck auf die Politik massiv erhöht, weshalb Deutschland zügig einen Weg finden muss, sich unabhängig und sauber mit Energie zu versorgen.
Photovoltaikanlagen bieten die Lösung. Schließlich stoßen sie im Gegensatz zu Kohle und Gas durch ihren Betrieb keine schädlichen Emissionen aus. Das Problem dabei: Viel von der geeigneten Dachfläche wird nicht genutzt. Eine Analyse von EUPD Research hat ein offenes Photovoltaik-Potenzial in Deutschland von 89% auf Ein- und Zweifamilienhäusern offenbart.
Neue Solarparks werden gebaut
Anstatt die vorhandene Fläche zu nutzen, werden neue und immer größer werdende Solarparks auf freie Fläche gebaut. Die größten Solarparks entstehen derzeit im Osten – und zwar immer häufiger auf fruchtbarem Ackerland. Denn dort sind große zusammenhängende Flächen verfügbar.
Für die Verpächter der Flächen lohnt sich das Geschäft mit Photovoltaik. Sie bekommen in der Regel Pachtpreise, die weit über den mit Landwirtschaft erzielbaren Erlösen liegen. Da die Laufzeiten der Verträge bei 30 oder mehr Jahren liegen, sind die Verpächter zudem über viele Jahre abgesichert.
Auch für Betreiber und Finanziers stellen die Großanlagen eine gute Investition dar. Die Kosten für Photovoltaik sind in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 80 Prozent gesunken bei gleichzeitiger Förderung von Großanlagen durch den Staat.
Abrodungen für Solarparks
Mit Blick auf die Verluste von knappem Ackerland sind die gigantischen Solarparks allerdings kritisch zu betrachten. Ackerflächen sollten der Nahrungs- und Futtermittelproduktion dienen, betonen Umweltschützer. Darüber hinaus droht kleineren, bäuerlichen Betrieben die Verdrängung.
In Brandenburg plant derzeit die Lindhorst-Gruppe, ein Agrarkonzern mit Sitz in Niedersachsen, ein gewaltiges Projekt. 370 Hektar Wald sollen für den Bau eines riesigen Solarparks in Hohensaaten gerodet werden, wie eine Recherche von correctiv und dem rbb ergab. Mit dem gewonnenen Ökostrom soll unter anderem ein neu entstehendes Rechenzentrum und ein Industrie- und Gewerbegebiet versorgt werden. Der Betrieb der Einrichtungen benötigt viel Wasser, wodurch der Wassermangel der ohnehin schon sehr trockenen Region noch verstärkt werden könnte.
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel hat mittlerweile Widerstand gegen die Pläne angekündigt. Es sei „völlig absurd“ für Solaranlagen Wälder zu roden, sagte er im RBB24 Inforadio. Dafür stünden „jede Menge“ anderer Flächen zur Verfügung. Über eine Waldumwandlungsgenehmigung entscheidet das brandenburgische Umweltministerium. Für das Vorhaben der Lindhorst-Gruppe könnte die Absage Vogels demnach das Aus bedeuten.
Vorteile von Photovoltaikanlagen auf Hausdächern
Doch wie lässt sich die Abrodung verhindern? Der einfachste Weg ist, bereits vorhandene Hausdächer zu nutzen. Anders als große Solarparks nutzen kleine PV-Anlagen einfach die vorhandene Fläche und schonen damit Ressourcen. Somit werden ökologisch wertvolle Flächen nicht belastet und Photovoltaik kann einen noch größeren Beitrag zum Umweltschutz liefern.
Generell sind aber auch Solarparks nicht per se zu verteufeln, denn die Anlagen können sinnvoll in vorhandene Biotop-Strukturen und Landschaftsbilder integriert werden. Das zieht folgende Auswirkungen nach sich:
- Die Arten- und Strukturvielfalt kann durch die Umwandlung von intensiv bewirtschaftetem Acker in extensives Grünland gesteigert werden
- Die Biotopvernetzung kann verbessert werden
- Die Belastung durch Düngung und Pflanzenschutzmittel für Boden und Wasser kann reduziert werden
Darüber hinaus können Photovoltaik-Flächen nach Nutzungsende wieder vollständig rückgebaut werden. Entscheidend ist, dass bei der Gestaltung von PV-Freiflächenanlagen ökologische Aspekte ausreichend berücksichtigt werden und ertragreiches Land nicht mit Solaranlagen zupflastert wird.
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